Sonntag, 10. April 2011

Bruno Hanuschke, ein Flugpionier


Seit einiger Zeit sammle ich Daten und Bilder der sogenannten "Alten Adlern", also den Flugzeugführern vor dem ersten Weltkrieg . Hierzu möcht ich immer mal wieder etwas ins Netz stellen, die Texte stammen aus eigener Feder. Ich verwende für die Recherce diverse Bücher wie zB. "Schwerer als Luft" von Schwipps, "Deutsche Fluggeschichte" Teil 1&2 von Peter Supf, "Als die Oldtimer flogen" von Dr.Günther Schmidt, diverse Werke von Heinz Novarra und natürlich das Standardwerk "Die Alten Adler" von Willi Hackenberg und diverse andere Bücher und natürlich das Internet mit seinen Quellen wie Wikipedia, das "Aerodrom" Forum usw.

Hier nun etwas über den jungen Bruno Hanuschke:


Hanuschke, Bruno, * 12.03.1892 in Tegel bei Berlin, † 23.03.1922 in Davos . Heiratet später Tora Sjöborg (Schwedin).
Er kam Anfang 1910 Siebzehnjährig nach Johannisthal und beschäftigte sich mit dem Bau eines Doppeldeckers, der allerdings niemals flog. Erst sein Eindecker „Populaire I“ flog selbstständig, er war mit einem 25-PS Dreizylinder Anzani Motor ausgestattet. Dieses Flugzeug verfügte über einen verstellbaren Metallpropeller, der bei Versuchen prompt das Schuppendach durchschlug. Mit diesem Flugapparat erwarb er als 18jähriger am 8.10.1910 die Flugzeugführererlaubnis Nr. 35 des Deutschen Luftfahrer-Verbandes. Er gründete eine Flugschule und baute in seiner Werkstatt in Laufe des Jahres 1912 den Populaire II, eine Weiterentwicklung seines ersten Eindeckers mit einem 80 PS Gnome Rhone Umlaufmotors. 1913 baute er einen weiteren Eindecker, eine Kopie des französischen Morane-Saulnier H den er auf einer Flugzeugausstellung in Paris abgezeichnet und vermessen hatte. Hanuschkes Eindecker war erfolgreich, er  konnte davon 30 Stück verkaufen. Allein 6 Maschinen wurden Marinefliegern abgenommen, wo die Eindecker Sicherungsaufgaben an den Zeppelinhallen übernahmen. Eine nicht näher bestimmte Anzahl der Flugzeuge wurde auf dem Balkan bis 1918 verwendet. Die Morane wurde ebenfalls von Anthony Fokker kopiert, der seine Version allerdings erst in 1914 zum Fliegen brachte. Fokker war der bessere Kaufmann, er brachte seine "M5" bei den Fliegertruppen an den Mann und stach Hanuschke damit aus. Welches Potental der Entwurf hatte, bewies Fokker mit der EI bis EIV, den ersten deutschen Jagdflugzeugen. Hierzu hatte Fokker die Unterbrechersteuerung weiterentwickelt, die es ermöglichte durch den Laufenden Propeller schießen zu können. So konnte Fokker das erste reine Jagdflugzeuge im Herbst 1915 an die Fliegertruppe liefern, Asse wie Immelmann, Boelcke, Althaus und viele andere waren mit den Maschinen den alliierten Fliegern so überlegen das diese von einer „Fokkerplage“ an der Westfront sprachen.

Eine Begebenheit ist überliefert: als Hanuscke seinen  Eindecker Populaire II 1912 fertiggestellt hatte, wurde er von Fokker angesprochen ob er das Flugzeug einfliegen solle; Hanuschke nahm an und der findige Holländer, der zu der Zeit ein bekannter Kunstflieger am Johannisthaler Flugplatz war, testete den Neubau. Fokker war nicht nur Kunstflieger, sondern auch Hanuschkes Konkurent um Flugschüler so daß das Ergebnis des Probefliegens vorhersehbar war: Motorschaden, Pech für Bruno Hanuschke...

Eine Teilnahme an folgenden Flugveranstaltungen Hanuschkes  ist dokumentiert:
-          Nationale Flugwoche Berlin-Johannistahl, 09.-16.10.1910,
-          Deutscher B.Z. Preis der Lüfte, 11.06.-10.07.1911, Preisgeld 1.397,- Mk.  
-          Schwäbischer Überlandflug,  10.-18.09.1911, Preisgeld 536,- Mark, Gesamtflugstrecke 214 km                      
-          Flugwoche Berlin Johannistahl, 24.09.-01.10.1911, Preisgeld 1.143,- Mk, Gesamtflugzeit 4 Std. 17 Min.
-          Krupp-Flugwoche (Essen), 04.-11.08.1912, Preisgeld 2.337,- Mk.
-          Aeroplan-Turnier Gotha, 16.-19.08.1912, Preisgeld für Manöverübungen zwischen Luftschiff und Aeroplan: 1.300,- Mk.
-          Berliner Herbstflugwoche, 29.09.-06.10.1912
-          Am 31.10.1912 meldete der Polizeipräsident von Berlin, der Flieger Hanuschke sei längere Zeit über dem Neuen Palais gekreist und habe in der Nähe einen Lorbeerkranz zur Erde fallen lassen, wodurch die Sicherheit der Allerhöchsten Herrschaft gefährdet worden sei. Das Überfliegen fürstlicher Schlösser und Gärten wurde deshalb am 19.1.1913 verboten.
-          Stundenflug um den Preis der Nationalflugspende: 08.03.1913, Preisgeld 1.000,- Mk.
-          Frühjahrsflugwoche Johannisthal, 25.5.- 1.6.1913, bei der Bruno Hanuschke auf seinem Eindecker hinter Felix Laitsch den zweiten Platz belegte. 

Hanuschkes Fliegerschule und Flugzeugbauwerkstatt konnte sich in Johannisthal bis Sommer 1914 halten und soll im Ersten Weltkrieg Flugzeugteile hergestellt haben. Nach dem Krieg hat sich Hanusche von der Fliegerei zurückgezogen.
Er starb am 23.03.1922 30-jährig an einer Lungenerkrankung (Lungenschwindsucht) in Davos / Schweiz.
Bruno Hanuschke vor seinem Schuppen in Johannisthal.
Populaire II


Der neue Entwurf mit 80 PS Gnom-Rhone Motor

Hanuschke EI bei den Marine-Fliegern

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